Das Netz ist das, was Du draus machst

In eigener Sache

Out of office

Hier sieht man eine Fotografie eines Aufklebers, die Aufschrift lautet: Ping Pong is a naughy slap tagger.

Es gibt Mails, über die sich jeder freut. Es gibt Mails, die nerven. Mails mit ganz eigener Ästhetik, in deren Erstellung der Verfasser erkennbar Mühe investiert hat. Mails mit wichtigtuerischem “High Priority”-Flag, die einem dann doch ziemlich wumpe sind. Und es gibt die Sorte Mails, die Dich auf dem falschen Fuß erwischen und – gedankenlos, wie sie manchmal daherkommen – echt wehtun.

Nehmen wir an, ein gewisser Jemand (NICHT Betreiberin dieses Blogs) hätte sich vor sehr kurzer Zeit mit einer Sache (NICHT die Online-Bewerbung bei einer Arbeitsvermittlung) richtig viel Mühe gegeben. Nehmen wir weiter an, bei einem darauf folgenden, seeeehr langen Telefonat (natürlich nicht mit dieser Arbeitsvermittlung, die absolut gar nichts mit diesem Blogpost zu tun hat und auch NICHT DIS AG heißt) seien etliche Daten erfragt worden. Außerdem sei jemand (NICHT die Blogbetreiberin) dazu überredet worden, sich in den “hauseigenen” Newsletter aufnehmen zu lassen. Und nehmen wir dann an, diese nicht-existente Arbeitsvermittlung habe nach nur einer Woche beschlossen, diesem Jemand aufgrund seiner “vollkommenen Ungeeignetheit für quasi jede Stelle zwischen hier und Timbuktu für jetzt bis in die sehr ferne Zukunft”* eine hässliche, hässliche Standardabsage zu schicken. Also, gesetzt den Fall, diese rein hypothetische und vollkommen konstruierte Situation habe stattgefunden – wie sollte ich dieser Jemand am besten reagieren?

(*paraphrasiert, evtl. auch ein kleines bisschen übersteigert.)

Nach erfolgreichem Nicht-Absenden zweier sehr enttäuschter kleinmädchentonartiger E-mails (wie es der Gatte formulierte), entschied ich mich, folgende Out-of-office-Reply zu verfassen. Für den Fall, dass mir noch jemand so kommt, erhält er dieses:

 

This message is created automatically +++++++++++++++++++++++

The person you have tried to reach is currently involved in important projects. Please note that due to a high amount of incoming messages, since [place date here] all Emails will automatically be transferred into the trash folder.

You might want to spend the extra time on rethinking if your message is that important at all, and if it is well formulated and grammatically correct. If you have to reach the person on a really, REALLY important issue, please use the “High Priority” Flag and be precise. Polite Mails will be answered first.

This message is created automatically +++++++++++++++++++++++

 

Diese meine Out-of–office Reply ist selbstverständlich unter der WTFPDL veröffentlicht (“Do what the fuck you want to public digital”-Lizenz), die freie Verwendung und Veränderung im Digitalen erlaubt. Habt Ihr Standard-Antworten für beutelnde Mails? Ab in die Kommentare! 😀

  1. Oh, da ist aber jemand angefressen. Aber auf der anderen Seite ist Dein Blogbeitrag hier geradezu niedlich, da Du hier sehr wenig Erfahrung mit “Corporate Email” offenbarst. 🙂

    Mail ist im Firmenumfeld ein riesiger Zeitfresser und man bekommt jeden Tag unzähliges was direkt in die Tonne wandert. Lustigerweise hat Daimler mittlerweile eine Policy dass Mails die an Mitarbeiter gehen während diese Urlaub haben ein reply bekommen das sagt, dass der Mitarbeiter im Urlaub ist, wann er wieder kommt und dass die Mail gelöscht wird. Ist es wirklich dringend kann man ja deswegen die Mail nochmal an den Vertreter schicken, im anderen Fall ist es wohl egal. Und der Mitarbeiter der dann vom Urlaub kommt muss sich nicht am ersten Tag durch 12345 Mails quälen die eh schon veraltet sind. So weit von der Realität liegst Du also mit Deinem “OoO-Reply” nicht. 🙂

    Bei meinem Arbeitgeber ist die Mailkultur leider total unterirdisch. 90% dessen was da bei mir aufschlägt tut es weil ich irgendwo an 77. Stelle im CC:-Header stehe, so was geht automatisch in die Tonne. Und wenn Du im Subject “WG: AW: WG: AW: Re: Fwd: Es geht nicht” liest, dann weißt Du dass Du jetzt wieder den gesammelten und versemmelten Mailverkehr für irgend ein Kundenproblem bekommst daas nicht an der offiziellen Hotline eingekippt wurde sondern bei der Golfrunde mit $MANAGER besprochen wurde und “von oben” dann eingetütet wurde.

    Es hat einen guten Grund warum viele sagen, Mail wäre total kaputt und warum manche soar den Schritt wagen ganz auf Mail verzichten zu wollen. Und ja, Standardbriefe aus Textbausteien sind immer hässlich weil man sich einfach keine Mühe machen will und individuell auf den anderen eingehen will. Und wahrscheinlich weil irgend ein BWL-er die Höflichkeit rausoptimiert hat.

    Aber Dein Auto-Reply ist trotzdem an ein paar Stellen ungenau: Die Nachricht wurde nicht “auutmatically created”, denn Du hast sie gemacht, aber sie wurde “autmatisch zurückgeschickt”.

    Mit einer Formulierung wie “Die Person hat gerade wichtigeres zu tun als Eure Mails zu lesen” könntest Du in unerem Unternehmen einen Gesprächstermin mit dem Compliance-Officer “gewinnen”, denn manche (schlipstragende Wichtigtuer) können so etwas leicht in den falschen Hals bekommen. Und abgesehen davon, dass Spammer und Phisher längst das High-Priority-Flag für sich entdeckt haben ist der Wunsch, dass der Absender einer Mail tatsächlich nachdenkt bevor er auf den Send-Button drückt ein Ausdruck von geradezu naiv grenzenlosem Optimismus. 🙂

    Sorry, wenn mein Kommentar jetzt sarkastisch klingt, aber ich kenne die firmeninterne Realität einfach schon zu lange (weil ich halt so steinalt bin).

    • Kommentar des Beitrags-Autors

      Mich interessiert die firmeninterne Realität nicht, weil ich kein Teil dieser firmeninternen Realität bin (und nach Aussage der Mail ja auch nicht die geringste Verwendungsmöglichkeit für mich besteht.). Dass viele Unternehmen die Mails der Mitarbeiter, die im Urlaub sind, löschen, weiß ich – das ist mittlerweile gängiges Verfahren, da es arbeitsrechtlich nicht so ganz ungefährlich ist, wenn die Mitarbeiter im Urlaub ständig berufliche Mails abrufen und beantworten. Meine Sicht auf die Unternehmens-Mail”kultur” mag Dir also naiver erschienen sein als sie in Wahrheit ist.

      Ich bin sicher, so wie Du es beschreibst, ist es intern in den meisten Unternehmen. Aber zwischen der internen Kommunikation und der externen Kommunikation bestehen verschiedene wichtige Unterschiede. Während die interne, von der Du sprichst, vor allem informierend, koordinierend und absprechend sein sollte (was sie sicherlich auch durch falsche Verwendung oder etliche Empfänger oft nicht ist), ist jegliche Kommunikation nach außen immer auch Marketing bzw. Transport der Corporate Identity. Wichtiger als das aber ist: Jede Kommunikation nach außen muss, da der Empfänger ja weitgehend unbekannt ist, eine gewisse Form wahren. Ein Mindestmaß an Respekt transportieren. Und das Unternehmen dabei in einem möglichst günstigen Licht erscheinen lassen. Standard-Absagen aus dem Entwürfe-Ordner, nicht einmal eine Woche nach ausführlichstem Telefonat über evtl. Einsatzgebiete, Reisebereitschaft, Kenntnisse etc. und eineinhalb Wochen nach Einstellen der Anzeige für die konkrete Stelle (war gerade ein paar Stunden draußen) ist nicht nur respektlos, sondern auch dumm. Denn es offenbart eine Geschäftspolitik eines Unternehmens, das doch eigentlich von Stellensuchenden mit ihren Daten getragen wird. Mit meinem Datensatz wird die Unternehmensdatenbank aufpoliert. “Wir haben über 5000 hochqualifizierte MitarbeiterInnen, die nur darauf warten, dass …”. Und als Gegenleistung ist man nicht einmal in der Lage, eine vernünftige Mail zu formulieren. Mit solchen Menschen will ich nichts zu tun haben. Und ich möchte nicht, dass sie das mit anderen tun, die weniger Selbstbewusstsein haben als ich.

      Dein Sarkasmus ist jederzeit sehr willkommen! Aber hier reden wir von zwei verschiedenen Dingen. 🙂

      • “Und als Gegenleistung ist man nicht einmal in der Lage, eine vernünftige Mail zu formulieren. ”

        Ja, aber da sie an Dir ja offensichtlich kein Interesse haben machen sie sich auch keine Mühe mehr, Dich mit dem nötigen Respekt zu behandeln. Und womöglich mangelt es dem Unternehmen tatsächlich an einer Person die überhaupt in der Lage ist, hier anständige und respektvolle Mails zu schreiben.

        Haben die denn Geld für ihren “Service” verlangt oder war das Zahlungsmittel wie Du schon angesprochen hast Dein Profil für ihre Datenbank? Claudias Vorschlag ist hier genial, damit kann man sie wenigstens noch etwas nerven. Wobei man aber trotzdem noch anmerken muss, dass eine Absage zu erhalten heute schon etwas Besonderes ist, ich kenne viele Leute deren Bewerbungen scheinbar in schwarzen Löchern verschollen sind. Da kam nie etwas zurück.

        Sieh es positiv, wenigstens weißt Du welche Firma Du zukünftig nicht mehr kontaktieren musst.

  2. Anita

    Wenn man sauer ist, dann ist ein “Tanz um das Feuer” bestimmt effektiver, als Teller an die Wand zu schmeißen. 😉

    Da ich triggernde Post (ob elektronisch oder auf Papier) leider nicht verbrennen darf, geh ich in der nGarten und schau, was ich abhlzen kann.
    Noch schlimmer sind Telefonate, wo man dann auch noch höflich bleiben muss.

    Juna, ich alte Tante kann Dir nur sagen, es lohnt ab und zu, die Emails nicht abzurufen (bis man stabiler ist). Oder den Briefkasten zu ignorieren. Geht zwar nicht lange, aber man kann dann wenigsten einen großen Teil auf einmal entsorgen.

    Sarkasmus im Geschäftsleben oder gegenüber Behörden oder evtl. Arbeitsgebern ist meistens kontraproduktiv.
    Außer, man weiß genau, dass man in dieser Schiene mit niemandem mehr zu tun haben wird.

    Manches muss man leider im privaten per Veitstanz bekämpfen und sich ein “dickes Fell” aneignen. 😉

    • Kommentar des Beitrags-Autors

      Der “Tanz ums Feuer”, das hast Du sehr schön formuliert! Es ist ja tatsächlich nur Teil der eigenen Krisenbewältigung, ich mache mir ja nicht vor, dass es irgendwen interessiert, was ich von solchen Mails halte. Und ihr respektloses Umgehen mit Arbeitssuchenden wird sich vermutlich auch nicht ändern, weil ich mich in einem Blogpost beschwere oder ironische Mails schreibe. Aber ich muss auch ganz deutlich sagen (und das schreibe ich gleich auch nochmal als Antwort auf Rainer ;-)), ich will nach einer solchen Behandlung mit den Menschen und diesem Unternehmen auch nichts mehr zu tun haben. Genau genommen könnte ich daher auch die Erde hinter mir (sprachlich) abfackeln. Allein der Respekt vor anderen Menschen hindert mich daran. Denn natürlich weiß ich nicht, aus welcher Situation heraus dieser Kontakt letztlich zustande kam. Was die Stabilität angeht, gebe ich Dir aber auch Recht. Es gibt Tage, da sollte man sich von seinem Posteingang fernhalten. Auf jeden Fall!

  3. Schick Ihnen (wegen des Telefonats, in dem sie noch weitere Daten abfragten) eine Anfrage nach §34 Datenschutzgesetz, welche Daten über dich gespeichert wurden, an welche Empfänger die Daten weitergegeben werden und zu welchen Zwecken die Daten gespeichert werden. Die Auskunft müssen sie kostenlos erteilen:
    http://www.daten-speicherung.de/index.php/datenspeicherung/auskunftsrecht/

    So ärgern sie sich wenigstens auch, weil du ihnen Arbeit machst.

    • Kommentar des Beitrags-Autors

      Danke Dir! Das werde ich auf jeden Fall machen. In meiner ersten (gelöschten) Mail hatte ich einen Satz zur Erschleichung von Mailadressen eingebaut, aber ich gebe allen Recht, die vor derart unkonstruktiver Kommunikation warnen. Aber die Auskunft fordere ich ein!

  4. Das passt jetzt zwar nicht so richtig zum Thema und die eigentliche Ziegruppe wird das weder lesen noch dafür empfänglich sein, aber liebe Unternehmen, ihr seid einfach bescheuert!

    Es sind nicht zertifizierte Fertigkeiten, die erfolgreiche Unternehmen tragen. Wettbewerbsvorteile werden ausschließlich durch Persönlichkeiten geschaffen.

    Steve Jobs, kein Studienabschluss. Rene Obermann, kein Studienabschluss. Günter Jauch, kein Studienabschluss. Große Beispiele, aber das gilt ebenso für den kleinen Massstab.

    Vor ein paar Wochen hab ich einen Tweet gelesen. In diesem Tweet stand „Julia is amazing“. Damals dachte ich nur, aha?!?!

    Mittlerweile durfte ich Julia persönlich kennen lernen und, naja, was soll ich sagen. BWL ist meist nur blablabla, aber Julia ist tatsächlich amazing!

    • Kommentar des Beitrags-Autors

      Lieber Marco, ich weiß gar nicht, wie ich darauf antworten soll. Danke!! Aufstehen und etwas so Liebes lesen dürfen … ich bin noch vollkommen weg … Mir ist es ganz egal, ob dieses großartige Kompliment von irgendeinem Personaler gelesen wird. Ich habe es gelesen und freue mich riesig! Mit einer solchen Unterstützung von Dir, von Euch ! (auch Kritik, Widerspruch, Anregung und Ergänzung ist eine Form von Unterstützung, die unschätzbar ist und die nicht jede_r erhält :)) weiß ich doch gleich wieder, dass ich meinen Weg schon irgendwie finden werde. Auch wenn es etwas länger dauert als bei dem ein- oder anderen BWLer. 😀 Vielen Dank!

  5. Ist das der neue Hashtagtrend? #JuliaIsAmazing ???
    Da würde ich doch glatt wieder einen twitteraccount einrichten, um an einer solchen Parade der Wahrhaftigkeit teilnehmen zu können!

    Deine Antwort finde ich super! Meine verrate ich jetzt hier nicht im genauen Wortlaut, aber da ich regelmäßig von irgendwelchen EXPERTEN Bildlinks zugeschickt bekomme, die beweisen sollen, dass Muslime böse und Frauen dumm sind, habe ich auch eine “automatische Antwort” an jede mail, in der ein Link zu Axel Springer erscheint. 😉

    Bewirb Dich mal bei mir als IRGENDWAS!
    Ich gebe Dir jeden Job! Aber ich zahle “nur” mit Mittagessen, Kaffe und Kuchen!
    Dass Du für die meisten Stellen überqualifiziert bist, ist mir eh klar!

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