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Das Netz und so, Internet und Gesellschaft, Literatur und Gesellschaft

Blogpflege oder: So linkgeizig kommen wir nicht mehr zusammen …

 

Nachdem der letzte Beitrag aus der Reihe “Alltagsphilosophie” so schrecklich unverlinkt daherkam, schiebe ich per Blogpost ein paar Sachen nach, die ich in dieser Woche gerne gelesen habe. Wenn Ihr mir auf twitter folgt, kennt Ihr die Links bereits.

Zunächst verdanken sich Titel und Ansinnen dieses Zwischen-Blogposts Claudia Klinger, die hier über Gründe der mangelnden Vernetzung von Bloggenden mutmaßt. Angestoßen vom kiezneurotiker, der dazu hier ein wenig herumgerantet hat, fragt sie sich: “Woher kommt eigentlich der Linkgeiz”? Ich kann die beiden Texte nur unterschreiben, denn wie Ihr sehen könnt, finde ich “Das große Ding am Internetz” ist das Ding mit dem Hyperlink. Oder, in schlau (und poetisch):

“Der Text lebt nur, indem er sich mit einem anderen Text berührt. Nur im Punkt dieses Kontaktes von Texten erstrahlt jenes Licht, das nach vorn und hinten leuchtet, das den jeweiligen Text am Dialog teilnehmen lässt.” (Michail Bachtin, aus: Zur Methodologie der Literaturwissenschaft)

Sowohl bei Claudia als auch beim kiezneurotiker finden sich im Übrigen tolle, lesenswerte Blogs in Blogrolls UND Posts.

Passend dazu der Artikel “Ihr müsst mehr retweeten” von @kritikkultur, der, analog zum Blog-Linkgeiz, einmal die Frage stellt, warum in sozialen Netzwerken immer weniger Informationen weitergeleitet werden. @Dunkelangst hingegen kritisiert hier die allgemeine Hinwendung zu sozialen Netzwerken und dem damit verbundenen Vernachlässigen des eigenen Blogs – ein bisschen wie der bekannte “Das Web zurückerobern“-Artikel von spreeblick, aber mit ein paar interessanten Zahlen und einem anderen Fokus.

Bleiben wir beim Thema “Verhinderung von Diskursen”, und zwar in diesem unserem Medium, das ja wie kein zweites für das Sichtbarmachen von Diskursen geschaffen ist, und schauen uns an, was @nightlibrarian hier über den hashtag #isjairre geschrieben hat. Unter diesem Hashtag haben vergangene Woche Menschen versucht, ihre Erfahrungen mit Diskriminierung und Ignoranz ihrer psychischen Erkrankung mitzuteilen. Ich habe fasziniert mitgelesen. Um dann mit Bestürzung festzustellen, dass es plötzlich zwei, drei vier unglaublich unangenehme Metadiskurse gab. Leute, da schäme ich mich fremd! Und empfehle allen nachdrücklich diesen Artikel plus Diskussion.

Einschneidender Themenwechsel:

Eine sehr schöne und persönliche Rezension zum Buch “Wunder muss man selber machen” von @manomama findet Ihr beim König von Haunstetten. Ich werde mir das Buch jetzt auf jeden Fall bestellen!

Gerne verlinke ich auch den @cuirhomme, der seit einigen Wochen damit beschäftigt ist, Kommentare zu seinem umfassenden Artikel über Medienkritik zu beantworten. Mittlerweile spielen sich @arslibertatis und er die Bälle auf hohem Niveau zu. Wer also gerne etwas über verschiedene Aspekte von Medienentwicklung, Medienkonvergenz und Medienkritik lesen möchte, sollte sich unbedingt mal die Beiträge sowie die Diskussionen dazu durchlesen. Die beiden geizen übrigens nicht mit Links, und auch wenn die Diskussion im Verlauf immer spezifischer auf die Schweiz eingeht, habe ich eine Menge gelernt.

Einen ganz aktuellen Sidekick mit Konzentration auf die Medienkompetenz findet Ihr beim Teilzeitpazifisten. Und wo wir gerade von Verlinkung sprechen, ist dieser Blogpost wohl so eine Art Idealbeispiel. Also, für mich.

 

Das fürs Erste. Vermutlich werde ich in meinen Artikeln hier nun noch mehr verlinken. Wer sich dadurch aus meinem Text geschubst fühlt, dem sei versichert: Ich mache das vor allem als Mehrwert für Euch und zeige, welche Menschen mich mit ihren Worten inspiriert, begeistert oder aufgeregt haben. Wer nach dieser Erklärung immer noch von Verlinkungen genervt ist, dem empfehle ich herzlich ein analoges Medium für zwischendurch.
Denn das Wesen des Hypertextes ist der Hyperlink.

Ein schönes Wochenende!

  1. Gute Idee. Früher habe ich immer mal wieder Links gesammelt gepostet, heute streue ich sie einfach ins Blog ein wenn sie mir über den Weg laufen.

    Dank der Links bekomme ich viele Besucher ins Blog, das ist doch schön. Also keine Panik, ich fühle mich geehrte wenn ich von Dir gelinkt werde. 🙂

    • Danke Dir, auch ich freue mich riesig über Links, und noch ein wenig mehr über Kommentare! Und da kann man ja gerade etwas auf Deinem Blog zu lesen, also, an alle: wichtige Ergänzung: Ihr müsst nicht nur mehr verlinken und mehr retweeten, Ihr müsst auch mehr kommentieren! (Jetzt wird es anstrengend, aber so ist eben alles, was man richtig machen möchte:))

  2. Hi Juna!

    Ich verlinke leidenschaftlich gerne in meinem Blog. Aber eben nur, wenn es zu dem jeweiligen Thema eines neuen Artikels passt.

    Ich schreibe gerne über verschiedene Kulturen, da ich in meinem bisherigen Leben wirklich viel herum gekommen bin und mich andere Kulturen sehr bereichert haben. Jeder Reisende hat eine Geschichte zu erzählen. Meistens. Und das Leben an sich begreife ich schon als eine Reise. Aber ich schreibe auch gerne mal über Kunst, Technik oder auch Software (im besonderen über WordPress).

    Zu Netzpolitischen Themen schreibe ich nichts (mehr). Es ist einfach nicht meine Welt in das selbe Horn zu blasen, in das schon einige hundert andere Blogs zur selben Zeit blasen. Wenn ich mal ein Netzpolitisches Thema aufgreife, dann nur, wenn ich wirklich etwas Neues beizutragen habe und dann verlinke ich auch, aber nur wenn es zum Thema passt.

    Das Problem ist:
    Bei Twitter gehen Links verloren und wirklich wichtige Dinge muss man dann inzwischen fünf bis zehn mal verlinken um bei dem kreischenden Vogelgezwitscher überhaupt wahrgenommen zu werden. Das war 2009 noch anders, denn da hat ein Tweet völlig ausgereicht. Und natürlich werden Tweets aufgrund der verkürzten Links nicht von Google interpretiert.

    Unter anderem deshalb hab ich inzwischen auch einen Microblog. Hier kann man dann mal wirklich wichtige Kurzbeiträge schreiben, die “zu wenig” für den Hauptblog aber zu wichtig für Twitter sind. Vielleicht werde ich hier auch mal mehr verlinken. 😉

    Viele Grüße
    Helmut

    • Das mit dem Microblog finde ich, wie Du weißt, auch sehr interessant! Und der script0r hat jetzt auf seinem Blog eine “Linkschleuder” gebastelt. Auch ne tolle Möglichkeit, anderen einen Verweis über das Eigene hinaus zu bieten 🙂 Danke Dir!

  3. Wenn ich (sogenannte Sach-) Bücher lese, bin ich immer wieder erstaunt und fasziniert vom Wissen, das sich darin ansammelt und konzentriert. Die Gross-Autorinnen und Autoren haben ihre Assis, die Quellen und Informationen recherchieren. Gerne streiche ich mir auch Fussnoten mit Verweisen (Links) auf Literatur an, die ich mir dann besorge und in die ich mich weiter vertiefe.

    Wenn ich nun über ein Thema nachdenke – eigentlich stets selbst Erlebtes oder Kulturprodukte, die mich anregen (immer noch meistens Gedrucktes) – und zu schreiben beginne, dann suche ich im Internet nach weiteren Informationen, die ich in meine Artikel einbauen kann. Einerseits will ich über meine (Argumentations-) Quellen aufklären, andrerseits können Leserinnen und Leser so vielleicht besser nachvollziehen, woher/wie ich meine Gedanken zusammentrage.
    Ausserdem empfinde ich das auch als wichtigen Service. Warum sollen andere nach Wertvollem suchen, das ich mit einem Link einfach teilen kann?! Wenn das Netz ein riesiger Wissenspool ist, dann sollen wir das doch auch zugänglich machen. Ich sehe mich in erster Linie als Vermittler (nicht nur von Eigengewächsen). Und falls jemand meinen Artikel schwach findet, stösst man vielleicht so doch noch auf Lesenswertes (oder Anschauliches – ich verlinke gerne auch Videos, schliesslich ist das hier ja MULTIMEDIA)

    Die Gefahr besteht allerdings, dass wir nur noch teilen und allenfalls kommentieren – auch ausführlich – aber nur noch beschränkt eigene Ideen oder Lösungen entwickeln. So wäre das Verlinken dann ein Kaschieren des Mangels…

    Danke für die Erwähnung liebe junaimnetz, Aufmerksamkeit tut doch immer gut 🙂

  4. Hm. Finde es eigentlich eher schwierig, nicht zu verlinken. Liegt aber vielleicht daran, dass ich noch aus einer anderen Zeit komme – damals™ war das noch selbstverständlich, je mehr, desto besser. Aber es gab auch nicht so viele Blogs …

    • Das geht mir ganz klar auch so. Immerhin entstehen viele Gedanken in dem Kontext, den ich mir so zusammenlese. Ich finde es schön, dieses “Gewebe von Zitaten” auch im Kleinen sichtbar zu machen 🙂

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