Das Netz ist das, was Du draus machst

In eigener Sache

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Meine Dissertation ist angenommen, verteidigt, gedruckt und veröffentlicht. Ein verdammt langer Weg liegt hinter mir. Auf diesen Blogpost hatte ich mich sehr gefreut – nun starre ich schon seit einer ganzen Weile auf den leeren Bildschirm vor meiner Nase und weiß so recht nicht, was ich schreiben soll.

Ich verabschiede mich – endgültig – von einem ebenso sehr geliebten wie verhassten Projekt.

Eine geisteswissenschaftliche Dissertation zu schreiben bedeutet wochen,- monate-, ja: jahrelanges Kreisen um die eigenen Gedanken. Ohne Rückmeldungen, ob das, was frau da zusammenschmiert, eigentlich irgendeinen Wert für die reale Welt da draußen besitzt. Es bedeutet, sich selbst zu wünschen, Quantenphysikerin zu sein. Oder Bäckerin. Es ist ein erhebliches Maß an Eigenmotivation nötig, ein solches Projekt zu einem Abschluss zu bringen – vor allem wenn es sich um eine “externe” Promotion handelt, sprich: Nur eine lose Verbindung zu einem Lehrstuhl gegeben ist. Es ist die Pest, echt.

Aber es ist auch ein wahnsinniges Privileg. Es ist eine Auszeichnung und ein großes Glück, wenn jemand so viel Vertrauen in Dich setzt, dass er_sie denkt, Du könntest in einem bestimmten Bereich eine Promotionsschrift vorlegen. Es ist ein Privileg, sich durch Förderung, Stipendium und Lehraufträge keine ständigen Existenzsorgen machen zu müssen, sondern sich in seiner Freizeit (haha! Ich hab tatsächlich “Freizeit” geschrieben!) einem Thema wissenschaftlich zu nähern und es – hoffentlich – für andere anschlussfähig aufzubereiten.

Irgendwann, es muss so vor zweieinhalb Jahren gewesen sein, schloss ich mit dem hadernden, zweifelnden und VERzweifelnden Teil in mir Frieden und dachte: Nun gut, das ist der Weg, den Du Dir ausgesucht hast. Dann geh ihn jetzt auch, und hör in Gottes Namen auf zu jammern.

Jetzt darf ich mein Logbuch auf die Welt loslassen. Oder zumindest auf den deutschsprachigen Teil davon. Es ist eine Arbeit – wer hätte es gedacht – über Literatur und Kommunikation im Netz. Und weil es eine Arbeit ist, die es ohne das Netz nicht gegeben hätte, habe ich sie auch zu einem Teil des Netzes gemacht. Ihr könnt sie von den Servern der Universitätsbibliothek Freiburg – dem freidok-Projekt – herunterladen. Sie ist unter einer freien CC-Lizenz publiziert. Die einzige Bedingung, die ich beim Weiterverwerten, Zitieren, Bearbeiten und Remixen stelle, ist – neben der Namensnennung -, dass alle Anschlusstexte, die sich der Dissertation bedienen, ebenfalls unter CC-Lizenz veröffentlicht werden. Mein Beitrag zur weiteren Öffnung von Wissensinhalten.

Auf Wiedersehen, Logbuch. Es wird spannend sein, zu sehen, was das Netz mit Dir macht. 🙂

  1. Urlaubslektüre! \o/ 🙂

    Mal im Ernst: Die Disziplin, eine Dissertation im quasi Eigenmodus nebst Dreifachnachwuchs und intensivem Beiprogramm zu wuppen – bewundernswert.

    Ist mir eine Ehre, Sie persönlich zu kennen und gelegentlich duzen zu dürfen, Frau Doktorin.

  2. kultgenosse

    Glückwunsch! Ich hoffe, du kannst mit deinen Erkenntnissen nun durchstarten. Sollte das nicht der Fall sein, Dr. Juna, dann erinnere dich in einiger Zeit zurück, an eine Zeit, in der du mit gutem Gewissen und einiger Legitimation deinen eigenen Gedanken nachgehen konntest. Ich kann mit dem Grad beruflich nichts anfangen, fühle mich aber alleine dadurch priveligiert, diese Phase gehabt zu haben. LG

  3. Hihi, dein Blog ist ja über dr.junaimnetz.de erreichbar 😀

    Meine drei Gedanken dazu: Herzlichen Glückwunsch! Daumen hoch für die Wahl der Lizenz. Wie geil, LaTeX ♥

    (Edit: Ich sehe eigentlich nicht so böse aus, wie es das Default-Bild vermuten lässt…)

  4. Bin gerade erst auf die Möglichkeit gestoßen, die Dissertation herunterzuladen. Schöne Wahl der Schrift: Palatino bringt gute Gedanken in eine gute Form [über LaTeX generell hatten wir ja schon philosophiert].

    Auch in Sachen Lizenz möchte ich mich anderen Kommentatoren anschließen: Es ist gut, dass Autorin und Universität diese freie Verbreitung unterstützen. Die freie Lizenz sollte grundsätzlich die Vorgabe sein, von der nur in begründeten Ausnahmefällen abgewichen wird.

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