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“Ihr hattet Euren Spaß” – AfD-Account kurzfristig gekapert

Samstag abend erlaubte(n) sich ein oder mehrere Hacker einen Spaß mit dem Twitteraccount der AfD Hessen. Vermutlich war das Passwortknacken des Accounts nicht allzu schwer, die AfD lässt bekanntlich auch mal zwischendurch die wp config-Datei ihrer Website frei herumliegen:

  Mit „Migranten präventiv in Lagern konzentrieren“, „Deutschland den Deutschen“ und „Mehr Raum dem Volk – holen wir uns Russland“-Tweets gab der Hacker vor, die Maske der AfD „endlich fallen lassen“ zu wollen, und wehrte sich gutgelaunt gegen die Annahme, der Account sei gehackt worden.

Hier sieht man einen Screenshot eines Tweets der AfD Hessen unter "fremder Kontrolle", der Inhalt leicht gekürzt: "Ist doch alles Parteilinie. Bloss, weil wir immer so tun müssen, als wären wir voll tolerant".

Die ersten Versuche, das fröhliche Getwittere im Namen der AfD zu unterbinden, scheiterten, weil die verantwortlichen Personen nach Löschung der Tweets zunächst vergaßen, auch das Passwort zu ändern. Eine Chronologie der Tweets findet sich hier. Ich fand das unglaublich lustig, möchte aber in diesem Blogpost etwas differenzierter begründen als gestern in der Euphorie der Minute:  


Während ich selbst den Hack als vermutlich konsequenzenlosen Spaß feierte, gab es berechtigte Einwände gegen die einsetzende Aufmerksamkeit und die Häme über die Unfähigkeit der AfD, einen eigenen Account zu schützen. Darunter der Hinweis, hier von @leitmedium in einem Blogpost zusammengefasst, dass ein Passworthack eine Straftat darstellt, und dass niemand anders für diese Straftat verantwortlich ist als der Hacker selbst. Auch die AfD nicht, selbst wenn sie hundertfach das Admin-Passwort „12345“ eingibt. Da kann man dann spötteln und witzeln, aber die „Selbst-Schuld“-Anwürfe an die zuständigen Systemadministratoren waren und sind mehr als fehl am Platz.

Weiter wurde diskutiert, inwiefern nun der politisch mehr als fragwürdigen, in meinen Augen sogar hochgefährlichen Partei nun ein gestiegenes Interesse entgegengebracht würde. Hier wende ich ein, dass nicht der AfD das Interesse galt, sondern dem Hacker, der behauptete, die „liberale“ Maske der Partei nun ablegen zu wollen, und die AfD aufforderte, die „braune Unterwäsche“ wieder herauszuholen.

Hier sieht man einen Screenshot von zwei Tweets, Inhalt: "Ihr glaubt doch wohl nicht ernsthaft, dass das linkslinke Pack dazu in der Lage ist, unseren Account zu hacken?" und "die Maske ist abgelegt. Kein Versteckspiel mehr. Holt die braune Unterwäsche raus, alle Welt soll sie sehen!"

Der Hacker twitterte, was ohnehin alle Kritiker der AfD denken. Anhänger der Partei wiederum haben vermutlich in den gefälschten Tweets nichts gelesen, was sie von ihrer Wahlentscheidung abbringen wird.
Meine Schätzung also: Nicht ein einziger Mensch wird aufgrund der gestrigen Aktion sein eigenes Wahlverhalten überdenken. Ist damit der Hack ins Leere gelaufen oder war vielleicht sogar kontraproduktiv, wie einige heute vermuten? Hätte man sich die Aktion sparen müssen? Von den etwaigen Konsequenzen her vermutlich schon. Ist die Kritik am Amusement einiger gestern sehr glücklicher Twitterer berechtigt? Teilweise sicher. Es gibt allerdings ein fettgedrucktes ABER. Und dieses ABER hat nicht nur mit einer persönlichen Doppelmoral zu tun. Es geht dabei um Funktionen von (schwarzem) Humor:

Humor als eine Form der „Katharsis“:
Derartige Aktionen, im Hacker-Jargon auch als „for the lulz“, „rein zum Spaß“ bezeichnet, erfüllen zwei durchaus wichtige Funktionen. Humor ist zum einen ein Ventil, auch mit Positionen umzugehen, die einem so dermaßen aufn Sack gehen wie die politischen Forderungen der AfD. (Hier eine ganz aktuelle Aktion dieser rechten Neoliberalisten Partei, nur so als Beispiel.) Fremdenfeindlichkeit und radikale Marktbefreiung auf Kosten der sozial Schwächeren als Parteiprogramm machen mich traurig, wütend und ratlos – man kann sich vorstellen, wie es da der Antifa und anderen gehen muss, wenn sie mit so etwas konfrontiert werden. Christine Frohmann sagte in ihrem re:publica-Vortrag über Unsinnskunst als performative Aufklärung: (paraphrasiert) „Wir sprechen über alles Wichtige in unserem Leben mit unsinnigen Bildern“. Manchmal ist Humor der einzige Weg, einen ernsten und dabei untragbaren Zustand vorübergehend ertragbar zu machen.

Humor als politische Kritik:
Auch viel zu wenig beachtet. Auf ein politisches Ereignis reagiert „das Netz“ mit spöttelnden Memen und Fotomontagen (Denkt an die Bilder zu Merkels Neuland-Spruch). Diese Witzeleien sind nicht nur als das oben beschriebene Ventil zu sehen, sondern haben auch eine klare politische Funktion. Sie sind Meinungsausrufe, ein erstes und schnelles „Pah!“ von Internetnutzerinnen, wie es @geistesgift einmal formulierte. Und sie stellen eine Positionierung dar, die letztlich auch den Schwarm (oder hier besser: die Gruppendynamik) beeinflussen und zu weiterer Meinungsbildung beitragen soll. Ein Passworthack und ein vorübergehendes Lächerlichmachen einer Partei ist als eine illegale Form dieses „Pah!“-Ausrufes zu sehen. Da der Hacker sich offenbar entschieden hat, den Account nicht langfristig zu infiltrieren und damit tatsächlich größeren Schaden anzurichten, sondern sich lieber einige wenige Stunden selbst über seine AfD-NSDAP-Vergleiche zu amüsieren, ist die Absicht klar: Hier dienten Humor (und Satire) sowohl als Ventil als auch als Form politischer Meinungsäußerung. Dieser werden sich vermutlich nicht unbedingt mehr Menschen anschließen als vorher. Als eine Bestätigung und Bekräftigung der Haltung vieler AfD-Kritiker aber dienen sie dennoch.

In a nutshell: Nein, die AfD ist nicht selbst schuld an ihrem Accounthack. Ich würde nicht einmal sagen, sie habe es aufgrund ihrer Ansichten verdient, dass sich jemand via Straftat an einem ihrer Social Media-Auftritte vergreift. Aber seht es doch mal so: Wenn man eigentlich vor Wut schreien möchte, ist es dann nicht besser,  solch ein Überlaufventil zu verwenden, als sich gegen einzelne Personen oder Gegenstände zu richten? Oder zu schweigen? Ich jedenfalls finde das.

Alle falschen Tweets hat die AfD Hessen gelöscht. Sichtbar allerdings war bis zur Veröffentlichung dieses Blogposts die Reaktion der AfD, die „linke Ratte“ möge an ihrem „Biergesaufe drauf gehen“. Schade, dass dieses Eingehen auf die Provokation von den Online-Artikeln zum Passwort-Hack nicht aufgenommen wurde. Es scheint mir doch recht entlarvend. So wie die Stellungnahme der AfD, hier z.B. bei heiseonline. Die Partei nennt den Hackerangriff eine „gezielte Denunziationskampagne“. Interessante Wortwahl.

  1. Schön formuliert, aber ich wage noch einen weiteren Punkt zum Nachdenken hinzuzufügen. Wir alle kennen den Spruch von Mahatma Ghandi:

    Zuerst ignorieren sie Dich,
    dann lachen sie über Dich,
    dann bekämpfen sie Dich
    und dann hast Du gewonnen.

    Dieser Spruch passt leider auch auf die AfD, und zwar aus Sichweise der AfD. Und wenn man sich die Ergebnisse der gestrigen Landtagswahlen anschaut bei denen die AfD zweistellig abgeschnitten hat (während die FDP bei 1,4% rumdümpelt), dann kann regt sich in mir die Besorgnis, wo das enden wird.

    Klar, Die Groko-Parteien stehen aktuell für Stillstand. Die Linke wird permanent diffamiert (trotzdem hat sie gut abgeschnitten) und in einer Zeit in der viele mit dem System unzufrieden sind finden dann eben auch solche Populisten wie die AfD ihre Anhänger und Wähler. Nur fürchte ich eben, dasss die Richtung der AfD eben nicht in Richtung bessere Zukunft geht (zumindest nicht für alle) sondern eher ein deutlicher Rückschritt sein wird. Aber mache das mal der breiten Masse klar, deren Gehirne von der täglichen Propaganda beschossen werden und die kritisches Hinterfragen dank eines kaputtgesparten Schulsystems nie gelernt haben.

  2. Durch seine Posts im Namen der Partei jat der Hacker sichtbar gemacht, was ohnehin viele Menschen denken. Es zu denken oder es zu sehen sind aber zwei verschiedene Dinge. Durch das Sehen wird das Unbehagen gegenüber dieser Partei nochmal verstärkt – auch, wenn sich herausstellt, dass die Einträge gefälscht waren. Der Hacker hat, so strafbar seine Tat auch sein mag, erreicht, dass jene, die die AfD mit Unbehagen beobachten, sich nochmal in ihrer Skepsis, ihrer Ablehnung bestätigt fühlen. Er hält der Partei den Spiegel vor, indem er für sie das ausspricht, was viele zwischen den Zeilen schon gehört haben.

  3. Das Wort »denunzieren« bedeutet nicht nur »verraten«, sondern auch in einer Nebenbedeutung auch so etwas wie »kompromittieren« oder »öffentlich anprangern«. Aus Sicht dessen, der das Wort verwendet, geschieht dieses Anprangern zu unrecht. Beispiel:

    In der Zeit von Rot/Grün und auch in der Zeit der ersten #GroKo wurden gewisse Sicherheitsgesetze eingeführt, angekündigt oder geplant. Damals hätte die Regierung sagen können:
    »Der Kritiker denunziert unsere Sicherheitspolitik als Weg in den Polizeistaat.«

    In dieser Nebenbedeutung verwendet die AfD das Verb. Sie will damit ausdrücken, dass man sie mit unerwünschten Inhalte und Deutungen kompromittiert hat.

    • Kommentar des Beitrags-Autors

      Letztlich weißt Du nicht, in welcher Wortbedeutung die AfD “denunzieren” nun verwendet. Was ich mit dem Link auf den Naomi-Wolf-Blogpost sagen wollte, ohne zu weit auszuholen, ist, dass sie es besser GAR NICHT verwenden sollte, weil es extrem belastetes Vokabular ist, dessen sich faschistische Regime bedienen. Die Stellungnahme hätte auch so lauten können: “Illegalerweise verschaffte sich jemand einen Zugriff zu unserem Account, um die AfD mit rechtem Gedankengut in Verbindung zu bringen/ uns in einem verzerrenden Bild zu zeigen/ uns als Nationalsozialisten hinzustellen.” Es hätte da viele Möglichkeiten gegeben. Sie entschieden sich fürs Denunziantentum. Wenn ich Zeit habe, jage ich mal durch die Suchmaschine, wie häufig andere Parteien sich eines solchen Wordings bedienen. Gerade in Zusammenhang mit dem Wunsch, der Hacker möge an seinem Biergesaufe draufgehen, ist das “Denunziantentum” als Reaktion genau das, wonach es aussieht. Unwählbar, solche Menschen. Erschreckend, wie viele das dennoch getan haben.

      • Ich kenne auch nicht die Intention der AfD-Person, die das Wort einsetzte. Aber ich vermute erst einmal einen »bildungsbürgerlichen« Sprachgebrauch.

        Ich habe gerade nachgeschaut. In allen mir zugänglichen Thesauri und Wörterbüchern stehen beide Bedeutungen: (1) aus der öffentlichen Auseinandersetzung und (2) bezogen auf den heimlichen, unehrenhaften oder auch staatlich angereizten Verrat.

        Nach der Wende in der DDR gab es die naheliegende Bezeichnung »Denunziant« für MfS-Informanten. Da wurde das Wort fast nur noch in der zweiten Bedeutung verwendet. Schließlich ging es um das heimliche Anschwärzen von Menschen beim Staatsorgan und auf der anderen Seite um den persönlichen Vertrauensbruch. Der muss ja dabei auch mitgedacht werden.

        Leider fehlt mir eine digitale Ausgabe von LTI – fast würde ich wetten, dass das Wort auch beim bildungsbürgerlichen Dresdner Professor Victor Klemperer in der Bedeutung (1) zu finden ist.

        • Kommentar des Beitrags-Autors

          Das bestreite ich keineswegs. Nochmal: es geht nicht darum, dass das Wort auch andere Bedeutungen hat. Es gibt unendlich viele Wörter, die heute vollkommen anders benutzt werden als in ihrer ursprünglichen Bedeutung einmal vorgesehen. Die Prozesse sind selbstverständlich sehr unterschiedlich. Sprachverschleifungen, Entlehnungen, auch dieser Prozess, in dem “Gossensprache”, wie meine Mutter immer sagte, gesellschaftsfähig wird. Ich glaube, das hat einen Namen, ich habe ihn nur vergessen. Hier ist es so: Denunzieren/Denunziant wurde in den letzten ca. 100 Jahren vornehmlich in EINER Wortbedeutung verwendet (siehe Blogpost oder gleich das Original von Wolf). Damit ist es belastetes Vokabular. Auch davon gibt es haufenweise. Wörter, die wir nicht benutzen, weil sie zum Beispiel zu Nazipropagandazwecken missbraucht wurden. Du vermutest einen bildungsbürgerlichen Sprachgebrauch. Ich sage: Jeder, der sich einer solchen Sprache bedient, tut dies aus einem ganz bestimmten Grund. Alles, was den Begriff belastet, SOLL da mitschwingen und mitgehört werden. Auch die AfD oder ihr Pressesprecher wählen ihre Worte mit voller Absicht.

          • Lassen wir den politischen Teil mal beiseite und wagen wir eine Diskussion über Sprache, in der niemand recht behalten muss.

            Wie »denunzieren« verwendet wird, kann ich als Quereinsteiger (ich bin ja offiziell nur ein TU-Diplomingenieur) im Wortschatz der Uni Leipzig nachschlagen. Und da finden sich aus meiner Sicht durchaus Beispiele aus dem bewussten Sprachgebrauch von Journalisten, Politikern […], die eben nicht nationalsozialistisch belastet sind.

            Jetzt müsste man die Verwendung exakt in der Zeit zwischen 1925 [Vorläufer der Nazis] und 1945 untersuchen. Dafür fehlen mir jetzt das Werkzeug und die Datenbasis. Aber ich bin sicher, dass es mindestens seit Beginn des 20. Jahrhunderts beide Bedeutungen gegeben hat. Darauf weist ja schon die Wortherkunft hin.

            (Unterbrechung. Immer diese Anrufe aus dem Lektorat 😉

            Die Wortbedeutung »anprangern« ist nach einer kurzen Recherche im DWDS mindestens seit der Zeit von Karl Marx bekannt und in Anwendung. Zitat von Karl Marx, der das Wort im »Kapital« offensichtlich sehr häufig verwendete:

            Der Fabrikphilosoph Ure denunzirt es daher als unauslöschliche Schmach der englischen Arbeiterklasse , dass sie “die Sklaverei der Fabrikakte” auf ihre Fahne schrieb gegenüber dem Kapital , das männlich für “vollkommene Freiheit der Arbeit” stritt.
            Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867.

            Oder ein anderer Autor aus dem Jahr 1900:

            Das Ganze des Erkennens wird dadurch keineswegs skeptisch gefärbt, wie überhaupt das Missverständnis, Relativismus und Skeptizismus zu verwechseln, ebenso grob ist wie das an Kant begangene, als man seine Verwandlung von Raum und Zeit in Bedingungen unserer Erfahrung als Skeptizismus denunzierte.
            Simmel, Georg: Philosophie des Geldes. Leipzig, 1900.

            PS: Im DWDS kann man auch die Anwendung des Wortes in der ZEIT recherchieren, die des Neonazismus hoffentlich unverdächtig ist 😉

            PPS: Naomi Wolf schreibt in Englisch über die USA und über die englische Sprache. Da kann es ganz andere Bedeutungen geben, von denen ich mangels Hintergrundwissen keine Ahnung habe …

          • Kommentar des Beitrags-Autors

            Zum PPS: … und sie schaut sich die russischen Begriffe an, und die spanischen, und die deutschen … Sie hat sich schon ein wenig Mühe gegeben. 😉 Ihr geht es um Wortfelder, die in jedem faschistischen Regime mit einer bestimmten Absicht verwendet werden. Denunziant, Verräter, Hochverrat, Spionage, Vaterland, Feind … Begriffe, die etwas mit Dir anstellen. Ich nenne das jetzt mal “Abgrenzungsbegriffe”, vielleicht passt auch, wenn man das als Verlängerung von Absolutismen sieht … muss ich mal drüber nachdenken. Auf jeden Fall wird damit ein schwarz-weiß, für-gegen Bild erzeugt. Eins könnte nun argumentieren, das seien nur Wörter und damit ja auch gar nicht so wichtig. Ich entnehme aber Deinen Kommentaren, dass Du selbst nicht dieser Ansicht bist. Wir könnten uns jetzt alle einschlägigen Texte nochmal reinziehen, oder schauen, ob es bereits eine Datenbank für quantitative Analysen dahingehend gibt. Wäre eine Anfrage sicher wert. Gleichzeitig vertraue ich da auch den Recherchearbeiten anderer, denn mein Eindruck deckt sich ja vollkommen. Dass Du den Eindruck nicht teilst, sehe ich. Hier muss wohl ein “agree to disagree” reichen. Allerdings schaue ich gerne nach dem Zeitarchiv. Das finde ich ohnehin immer spannend, danke.

            In einem aktuellen Post wird vorgeschlagen, die Texte der AfD “zu übersetzen”, also offenzulegen, was die AfD “meint”. Ich kann mich da nur anschließen, obwohl unsere Deutungen hier scheinbar weit auseinander gehen. Es ist natürlich immer dies: Deutung und Interpretation. Mit dem Zusatz “Interessante Wortwahl” wollte ich vor allem darauf hinweisen, dass es mir keine übliche Wortwahl scheint, die zB die Grünen ebenso gewählt hätten. Und daran schließt sich für mich eben die Frage: Warum? Das ist im genannten Buch extrem plausibel herausgearbeitet.

            Wir können, und das weißt Du natürlich ;-), das Politische hier gar nicht außen vor lassen. Sprache ist immer politisch. Sie hat immer Handlungsmacht, und sie verfolgt stets eine Absicht. 🙂

          • grade WEIL Sprache immer Macht repräsentiert wäre ich sehr vorsichtig damit, bestimmte Vokabeln gewissermaßen einfach zu, nunja, denunzieren ;-)…

            Letztlich muss es doch darum gehen, die Wörter wieder zu befreien, indem man sie mit einer anderen, besseren Bedeutung auflädt. Sonst haben die Nazis ja gewonnen, oder?

            Was nicht heißt, dass man Leuten wie den AfD’lern nicht auch durch Sprachanalyse das Handwerk legen kann.

  4. Ja, ich kann nur empfehlen, durch die Fundstellen in der ZEIT und auch durch die anderen Beispiele zu scrollen. Ein wunderbares Werkzeug. Die ZEIT hat ein eigenes Panel:

    http://www.dwds.de/?qu=denunzieren

    Ich stimme vollständig mir Dir überein, wenn Du auf die Gefährlichkeit bestimmter Sprachmechanismen, Abgrenzungsmechanismen etc. hinweist. Mit diesem Thema habe ich zu tun, seit ich Ende der 1980er Jahre mit 18 das erste Mal »LTI« verschlungen habe.

    Ich wollte Dich nur darauf hinweisen, dass dieses Zitat die AfD-Vertreter nicht notwendigerweise als Nazis entlarvt. Es scheint mir anhand der vielen Fundstellen bewiesen, dass die unverdächtige Bedeutung von »denunzieren« auch in der Sprachpraxis vieler intelligenter Menschen vorkommt, die in keiner Weise Nazis sind.

  5. hey Juna,

    guter Text, sehe ich insgesamt ähnlich. Insgesamt wird das ganze recht kontraproduktiv sein. Die Wählerschaft der AfD besteht ja zu einem großen Teil aus frustriertem Kleinbürgertum, das sich besonders viel auf seine “Bodenständigkeit” und seinen “gesunden Menschenverstand” usw. einbildet und sich sehr gerne als Gegenentwurf zu den ganzen “linken Schmarotzern” positioniert. Da passt denen ein solcher Angriff irgendwelcher “Hacker” und “Internetfuzzis” sehr sehr gut ins Konzept, da kann man wunderbar sein kleinkariert-konservatives “Rechtsbewusstsein” dran aufgeilen und es lässt sich auch sehr gut als plakatives Beispiel für offensichtliche Propaganda nutzen.

    Trotzdem ist das m.E. kein grundsätzliches Problem des Konzepts “Humor als politische Ausdrucksform”. Auch die Tatsache, dass ein solcher Hack natürlich illegal ist, sehe ich im politischen Sinn nicht als das entscheidende Problem. Das entscheidende Problem ist meiner Meinung nach, dass die Aktion viel zu plump, dumpfbackig und offensichtlich war und dadurch letztlich nur die eigene Position angreifbar gemacht hat – statt die AfD anzugreifen.

    Wie man mit satirischen Mitteln das politische Grauen im rechtsnationalen Lager entblößt, lächerlich macht und damit entschärft, hat z.B. die TITANIC immer wieder meisterhaft vorgemacht (z.B. gegen Koch damals). Aber das kann halt nicht jeder und wenn man das nicht gebacken kriegt, dann sollte man es lieber lassen – sonst richtet man nur Schaden an. Es gibt auch mehr als genug nicht-satirische Argumente gegen die AfD.

    • ps: interessant auch mal wieder die Netz-Reaktion auf diese tweets. Eigentlich müsste ja selbst der Profi-Empöreria unmittelbar auffallen, dass diese tweets dann wohl doch 2 oder 3 Größenordnungen zu plump sind, um von einer offiziellen Stelle zu kommen, selbst für AfD-Verhältnisse….

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